Schauspieler Björn Meyer über Leben und Tod
Interview mit dem Hospiz Lüdenscheid
Herr Meyer, Sie sind in Lüdenscheid aufgewachsen und leben heute in Hamburg. Sie unterstützen das Hospiz Lüdenscheid und zeigen damit auch Ihre Verbundenheit zu Ihrer Geburtsstadt Lüdenscheid. Was ist aus Ihrer Sicht das Besondere an einem Hospiz?
Ich finde es wichtig, dass wir in der letzten Phase unseres Lebens nicht das Gefühl haben, alleine sein zu müssen. Natürlich trauert jeder Mensch anders, aber für viele Sterbende und deren Angehörigen ist es eine große Hilfe, dass man mit seinen Ängsten und Sorgen professionelle Unterstützung erfährt.
Viele Menschen kennen Sie auch als Schauspieler, zum Beispiel im Münster-Tatort. Im Krimi haben Sie ständig mit dem Tod zu tun. Wie gehen Sie persönlich mit dem Thema Tod um?
Der Film-Tod hat den Vorteil, dass er nicht endlich ist. Manchmal wünschte ich mir, dass das auch für die Realität gelten würde. Wenn Menschen aus meinem engeren Umfeld sterben, muss ich jedes Mal neu mit dem Thema Tod umgehen. Mit der Trauer setzt bei mir schnell eine Erinnerungsflut ein, die sehr schmerzhaft sein kann aber auch voller Schönheit. Anekdoten, Orte, Gerüche oder Musik in denen man der verstorbenen Person nochmal begegnen kann, helfen mir manchmal mit dem Tod umzugehen.
Das Hospiz Amalie-Sieveking-Haus wurde 1996 von der Evangelischen Perthes-Stiftung in der Sedanstraße in Lüdenscheid eröffnet. Sie waren da ungefähr sieben Jahre alt und hatten vermutlich ganz andere Dinge im Kopf. Erinnern Sie sich noch, was Ihnen zu dieser Zeit besonders wichtig war?
Freunde, Familie, Zeit für Quatsch, Musik und Fußball. Vielleicht sollte ich auch noch Schule sagen, aber das glaubt mir eh keiner.
Können Sie sich daran erinnern, wann Sie zum ersten Mal vom Hospiz Lüdenscheid gehört haben? Und war Ihnen zu dem Zeitpunkt schon bewusst, wozu ein Hospiz da ist?
Meine Eltern haben mich relativ früh über die Hospiz-Arbeit aufgeklärt. Auch wenn es vielleicht seltsam klingt, habe ich mir als Kind diesen Ort immer als großen, melancholischen Spielplatz vorgestellt wo alles erlaubt ist. Ich glaube, ich habe damals verstanden, dass es einen Unterschied zwischen Tod und Sterben gibt. Vorher dachte ich immer, man fällt irgendwann um oder schläft ein und dann ist es vorbei. Der Prozess des Sterbens war mir vorher nicht so bewusst.
Ein unbekannter Verfasser hat mal gesagt: „Der Tod ist die größtmögliche Einmischung in mein Privatleben“ Was sagen Sie dazu?
Was ist mit der Natur oder der Begegnung mit einem anderen Menschen? Das Leben selbst hat unendlich viele Variablen, die sich fast täglich einmischen und unseren Fahrplan in der Luft zerreißen.
Im Alltag vergessen wir häufig, dass unser Leben endlich ist. Was würden Sie heute tun, wenn ihr Arzt bei Ihnen eine Krankheit diagnostiziert, mit der Sie voraussichtlich nur noch drei Wochen leben?“
Ich würde wie Pippi Langstrumpf leben, die Uhrzeit abschaffen, alle Freunde einladen und alle Regeln missachten. Außerdem würde immer Musik laufen. Laut!
Gab es in Ihrem Leben eine Situation, in der Sie gerne mit dem Tod verhandelt hätten?
Da gab es schon einige Situationen. Gerade wenn der Tod plötzlich eintritt oder wenn man mitbekommt, wie sehr sich jemand im Sterben quält. Ich glaube es gibt nur seltene Momente, in denen der Tod ein passendes Timing hat.
Nehmen wir mal an, der Tod wäre ein Wesen, mit dem man verhandeln könnte. Was würden Sie dem Tod anbieten wollen?
Ich weiß es nicht. Ich kann nicht gut verhandeln, dass würde ich an meine Agentur übergeben.
Was ist Ihnen im Leben besonders wichtig?
Neugier, Toleranz und Narrenfreiheit.
Was ist Ihre größte Angst?
Dass ich Menschen enttäuscht oder verletzt habe, ohne es zu bemerken. Doch viel größer ist meine Angst vor Spinnen!
Und worüber freuen Sie sich am meisten?
Über einen langen und weinseligen Grill-Abend mit meinen fantastischen Freunden. Wenn am selben Tag der BVB auch noch drei Punkte holt, ist alles perfekt!
Im Tatort „Spieglein, Spieglein“ haben Sie den perfekten Filterkaffee zubereitet. Welcher Kuchen wäre dazu Ihr persönlicher Geheimtipp?
Gedeckter Apfelkuchen von meiner Omma. Gar keine Diskussion!
Möchten Sie den Menschen im Sauerland zum Abschluss unseres Interviews noch etwas mit auf den Weg geben?
Begrabt mich bitte nicht am Lennestrand.
Die Fragen stellte Heike Kohls.